Outing

Fragen & Antworten

Ist es schwer sich zu outen?

Ob ein Outing schwer ist, hängt immer von vielen Faktoren ab und kann nicht pauschal beantwortet werden. Jeder Mensch empfindet ein Outing anders. Die Frage ist, wird es von der Gesellschaft, von der Familie und von den Freund*innen anerkannt oder führt es zu Problemen? Man sollte versuchen, mit anderen Menschen, die auch schon ein Coming-out hatten, ins Gespräch zu kommen und sich über deren Erfahrungen auszutauschen. Oft verspüren die Meisten nach dem Outing eine Erleichterung, sich endlich nicht mehr verstecken zu müssen.

Es darf nicht vergessen werden, man sollte seinem Umfeld ungefähr dieselbe Zeit lassen, sich mit dem Coming-out auseinanderzusetzen und es zu akzeptieren, wie man selbst benötigte, als man sein Coming-in hatte.

Es gibt zum Thema Coming-out auch Infomaterial im Internet oder viele Outing-Geschichten auf Youtube, Instagram usw.


Wie habt ihr das euren Eltern gesagt?

Jede Person hat ihre eigene Coming-Out Geschichte. Einige haben sich beispielsweise über einen Brief, ein persönliches Gespräch, „per Zufall“ oder leider durch ein Fremdouting bei den Eltern geoutet. Wichtig ist hierbei, dass man immer persönlich entscheiden sollte, wann und wie man sich outen möchte.


Wie oute ich mich in der Schule?

Zunächst ist es wichtig zu sagen: du schuldest niemanden ein Outing. Wo, wann und vor wem du dich outest, entscheidest ganz alleine du. Wie genau das dann aussehen kann, hängt ganz von dir ab.
Vielleicht möchtest du dich zunächst nur vor einer Person outen oder nur vor einem kleinen Kreis, vielleicht macht es Sinn zunächst mit einer vertrauten Lehrkraft oder der Schulsozialarbeit zu reden, vielleicht ist aber auch eine Nachricht in eurem Klassenchat eine gute Idee.


Erst einmal gilt: Niemand MUSS sich outen. Ob du dich vor deinen Freund*innen outen möchtest entscheidest nur du alleine. Wie das dann geschieht, kann ganz unterschiedlich aussehen und hängt davon ab, wie eure Beziehung funktioniert und womit du dich wohl fühlst. Du kannst einfach nur eine kurze Nachricht schicken oder eine große Coming-Out Party machen. Vielleicht besteht aber auch die Möglichkeit sich gemeinsam irgendwo in Ruhe hinzusetzen und sich über Gefühle oder bestimmte Situationen auszutauschen.


Wie in allen anderen Fällen auch, gilt auch gegenüber deinen Eltern: DU entscheidest ob und wie du dich outen willst. Die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern ist eine ganz besondere. Sie kann voller Liebe sein, aber auch voller Macht. Während viele Eltern ihre queeren Kinder weiterhin so lieben wie vor dem Outing, begegnen andere dem Outing ihrer Kinder mit Unverständnis, Ablehnung oder sogar Gewalt. Überlege dir daher vorher gut, ob und wie du dich gegenüber deinen Eltern outest. Hast du vielleicht schon mal mit deinen Eltern über queere Lebensweisen gesprochen, oder wie sprechen allgemein deine Eltern über diese Themen? Dies könnte dir vorher helfen, um einzuschätzen, wie deine Eltern gegenüber diesen Themen stehen und wie sie möglicherweise auf ein Outing von dir reagieren. Wenn du dir Unterstützung beim Outing wünscht kannst du auch gerne unser Beratungsteam in Chemnitz oder unser Team bei „Qu(e)er durch Sachsen“ in Anspruch nehmen. Diese begleiten und unterstützen dich und deine Eltern beim Outingprozess.


Wie du einer Person helfen kannst sich zu outen, hängt ganz von der Person ab. Wenn ihr euch nahe steht, kannst du sie vermutlich einfach fragen, was sie gerade braucht. Das kann sein, dass sie das Outing an dir üben kann oder dass du mit ihr gemeinsam planst, wie ihr gemeinsam nach dem Outing dafür sorgen könnt, dass es der Person gut geht. Dies könnte z.B. sein, dass du ihr in der Schule, Ausbildung oder auf Arbeit bei schwierigen Situationen beistehst oder als Ansprechperson zur Verfügung stehst. Aber wenn du der Person zuhörst und unterstützen willst, sind dies schon die wertvollsten Hilfestellungen.


Outings können bei Personen immer ganz unterschiedlich verlaufen. So berichten auch unsere Besucher*innen oder unsere ehrenamtlichen Akzeptanzvermittler*innen ganz unterschiedliche Erfahrungen hinsichtlich ihres Outings. Einige haben sehr gute Erfahrungen mit den Eltern oder im Freundkreis gemacht, andere hingegen wurden aufgrund eines Outings verstoßen oder haben Ablehnungen und Diskriminierungen erfahren. Besonders bei Ablehnung und Diskriminierungen haben sich die betroffenen Personen Hilfe und Unterstützung gesucht, z.B. bei Schulsozialarbeiter*innen, Lehrer*innen, engen Freund*innen, akzeptierenden Familienmitgliedern oder in unserem Verein.


Für einige Menschen kann ein Outing ein befreiendes Gefühl sein, schließlich hat man nicht mehr das Gefühl, dass man sich verstecken muss oder dass man ein Geheimnis in sich trägt. Ebenfalls kann so vermieden werden, dass man z.B. ständig nach einer „Heterobeziehung“ gefragt wird, obwohl dies nicht dem eigenen Liebesleben entspricht. Letztlich kann ein Outing immer dazu führen, dass sich die Person nicht mehr verstellen muss und so sein kann, wie sie ist.


Wenn sich Personen outen, gehört meistens sehr viel Mut dazu. Daher würden sich die Personen sicher darüber freuen, wenn man sich für das Vertrauen bedankt und ihnen anbietet, weiter als Vertrauensperson da zu sein. Ebenfalls kann es helfen, den Personen weiterhin Mut zu zusprechen und nachzufragen, ob sie weitere Unterstützung benötigen. Ansonsten sollte ein Outing auch nicht „Überthematisiert“ werden :).


Zunächst die Begriffsklärung: Bei einem Fremdouting outet sich eine Person nicht selbst und freiwillig, sondern wird von einer anderen Person, von einer Gruppe oder einer Institution (wie z. B. in den Medien) gegen ihren Willen geoutet.

Die Entscheidung, ob, wann und wie ein äußeres Coming-out erfolgt, obliegt immer der Person selbst! Es ist unabdingbar, ihre Selbstbestimmung zu achten. Schließlich kann ein Fremdouting gravierende soziale und emotionale Folgen haben. Ebenfalls ist Fremdouting eine Persönlichkeitsverletzung und kann strafbar sein, wenn die Person a) ihre sexuelle/geschlechtliche Identität öffentlich geheim hält oder b) ein queerfeindliches Umfeld hat und durch das Outing eine empfindliche Herabsetzung im Ansehen der Mitmenschen erfährt.


Für dein eigenes Coming-out gibt es keine allgemeingültige Strategie. Das wichtigste ist, dass du dich damit wohl fühlst und bereit dazu bist. Fühlt es sich gut an, ist das DEIN (richtiger) Weg.

Es wird zwischen einem inneren und äußeren Coming-out unterschieden. Inneres Coming-out meint, du entdeckst deine Gefühle, nimmst sie an, entscheidest, welchen Begrifflichkeiten (lesbisch, schwul, bisexuell, asexuell, trans* usw.) du dich zuordnen möchtest, welche nicht auf dich zutreffen, usw. Äußeres Coming-out meint dein Outing nach außen, das heißt, du sprichst es aus und zeigst es (z.B. durch bestimmte Kleidung, Symbole, Verhaltensweisen etc.). Du hast dabei natürlich das Recht zu entscheiden, welchen Menschen du dich öffnest oder eben nicht (beides hat immer gute Gründe). Starte am besten mit deinen Bezug- und Vertrauenspersonen in einer für dich möglich angenehmen Umgebung. Erzähle es doch vielleicht erstmal deine*r besten Freund*in. Vielleicht kann die Person dich bei deinen nächsten Schritten unterstützen, dich begleiten wenn du magst. Außerdem kannst du Beratungs- und/oder Gruppenangebote wahrnehmen, um Erfahrungen auszutauschen. Es gibt auch viel Infomaterial im Internet oder Outing-Geschichten auf Social Media-Plattformen. Suche dir auf jeden Fall Menschen, die dich akzeptieren so wie du bist und schau, wem du vertrauen kannst. Und immer daran denken: Du bist nicht allein und genau richtig, so wie du bist.


Müssen tust du gar nichts! Du entscheidest ganz allein, ob, wann und wie du dich outen möchtest. Wenn du merkst, dass du dich „anders“ fühlst, als dies vielleicht von deiner Familie erwartet und gewünscht ist, stehe zu dir und deinen Gefühlen und unterdrücke sie nicht. Du schuldest jedoch niemanden ein Outing.